Das neue Ideenbuch “Freiheit für Fantasie” ist da: In dem handgefertigten Notizbuch finden Sie die besten Schreibideen aus den vergangenen 15 Jahren und Platz zum eigenen Ausprobieren. Wenn Sie mir eine Email schreiben, schicke ich Ihnen das Ideenbuch gerne per Post zu.
Preis: € 30
Schreibideen zum Mitmachen
Klein und fein
Zu Beginn meiner Workshops stelle ich gerne kleine Übungen vor. Sie sind leicht zu erfüllen und übersichtlich beim Schreiben. Und nicht selten werden daraus große Werke. Kleine Texte eignen sich hervorragend als Geschenk oder andere wertschätzende Gesten.
Elfchen
Ein Elfchen ist ein Gedicht, das aus elf Wörtern besteht. In die erste Zeile kommt ein Wort: eine Eigenschaft; in die zweite Zeile kommen zwei Wörter: ein Gegenstand, der diese Eigenschaft hat; in die dritte Zeile kommen drei Wörter: die beschreiben, wo sich der Gegenstand befindet; in die vierte Zeile kommen vier Wörter: hier kann man frei weiter schreiben. Die fünfte Zeile schließt mit einem Wort – der Pointe ab. Hier ein Beispiel von Lisa Gerhard:
Grün
Kleines Blatt
Auf dem Baum
Fällt herab, aus der
Traum
Akrostichon
Das Akrostichon (Akron = (Vers-) Spitze; Stichos = Vers) ist eine lyrische Kleinform, die aus dem Griechischen kommt, und die oft genutzt wurde, um Botschaften in Texten zu verstecken. Die ersten Buchstaben der Zeilen ergeben von oben nach unten gelesen ein Wort.
Lachend sehe ich dem
Igel zu, und freue mich an ihm
Eis leckt er vom Boden
beißt in das kalte Nass und friert
Ei, ist das wirklich fein?
Haiku
Haikus sind eine japanische Gedichtform, die meist Naturbetrachtungen zum Gegenstand haben und folgende Struktur besitzen: 5 Silben – 7 Silben – 5 Silben oder 7 Silben – 5 Silben – 7 Silben
eine Ente schaut
reckt den Hals und schnell schnappt sie
die Schnecke, lautlos
Wortcollagen
Wortcollagen eignen sich hervorragend, um sich zu “erden”, im Schreiben anzukommen oder auch, um sich in einer neuen Schreibgruppe kennenzulernen. Eine berühmte Erstellerin von Wortcollagen ist Herta Müller – doch Wortcollagen können noch in einem sehr viel breiteren Spektrum erstellt werden.
Sie brauchen dazu: alte Zeitungen und/oder Zeitschriften, eine Schere, ein Blatt und Klebstoff. Blättern Sie die Zeitung durch und schneiden alle Worte, die Sie spannend finden, aus. Anschließend erstellen Sie aus Ihren Worten eine Collage – in einer neuen Schreibgruppe können die TeilnehmerInnen sich mittels dieser Collage vorstellen. Keine Angst, einfach machen ohne viel nachzudenken, damit Kreativität wachsen kann.
Geschichten aus dem Leben
Sehr viele Leute, die in die Schreibwerkstatt kommen, möchten gerne ihre eigene Lebensgeschichte, Erinnerungen, Anekdoten und Erfahrungen zu Papier bringen. Nur wo soll man beginnen?
Cluster
Ein Cluster ist der Klassiker unter den Methoden der Kreativität und auch des Schreibens. Cluster sind wie Trauben, Waben und ein Schwarm; sie fügen sich aus vielen Einzelteilen zu einem Ganzen zusammen.
Die moderne Gehirnforschung hat erkannt, dass mit Clustern auch das Unbewusste in uns sich zu einem Ganzen zusammenfügt und damit Struktur im Chaos geschaffen wird.
Und so geht’s: Schreiben Sie in die Mitte eines Papiers ein Kernwort, das zu ihrer Persönlichkeit und Lebensgeschichte passt. Seien sie spontan und denken nicht zu lange nach. Beispiele könnten sein: Ostpreußen, Tränen, Burnout. Ihrer Fantasie sind wie immer beim Kreativen Schreiben kein Ende gesetzt.
Assoziieren sie anschließend frei, was Ihnen dazu einfällt. Sie können auch Assoziationsketten bilden, also von einem Wort zum nächsten kommen, ohne dass das “neue” Wort mit dem Kernwort etwas zu tun hat. Machen Sie das so lange, bis Ihnen nichts mehr einfällt. ich bin sicher: Nun haben Sie genügend Stoff, um mit Ihrer Lebensgeschichte zu beginnen.
Ich erinnere mich…
Eine andere Methode kommt aus dem “Free-Writing”. Auch beim Freien Schreiben geht es darum, möglichst einfach loszuschreiben (verändern können sie später immer noch) und damit den inneren Zensor zu überwinden. Der innere Zensor sagt ihnen “was sich gehört” und blockiert dabei Inhalte, die emotional stark belegt sind und deswegen ins tiefe Innere verband wurden. Doch gerade diese Inhalte sind Gold auf unserer Waage des biografischen Schreibens.
Und so geht’s: Beginnen Sie Ihre Geschichte mit den Worten “Ich erinnere mich…” und schreiben Sie ohne den Stift vom Blatt zu nehmen mindestens zehn Minuten lang.
Biografik
Die Biografik nutze ich auch gerne für das Autobiographische Schreiben. Erstellen Sie hierfür eine Grafik mit einer x- und einer y-Achse. Auf der x-Achse notieren Sie die Jahre, die sie bereits gelebt haben. Die y-Achse ist für die Höhen und Tiefen Ihres Lebens gedacht. Nun beginnen Sie die Kurve Ihres Lebens einzutragen. Scheuen Sie nicht davor zurück, die Höhe- und Tiefpunkte Ihres Lebens nicht nur zu markieren, sondern auch mit kleinen Illustrationen zu versehen. Nun haben Sie einen guten Leitfaden für Ihre Biographie.
Erinnerungsbaum
Malen und zeichnen verbildlicht das, was wir schaffen wollen. Ein Erinnerungsbaum orientiert sich an Ihren Wurzeln, ist jedoch kein Stammbaum – zumindest nicht im klassischen Sinne. Er soll vielmehr Ihre geistigen Ahnen verbildlichen. Das können bekannte Persönlichkeiten sein, Menschen, die sie in ihrem Leben begleitet haben, imposante Tanten, liebevolle Mütter.
Der Baum dient dazu, zu erkennen, wer ihr Leben geprägt hat und welchen Werten Sie in Ihrem Leben gefolgt sind.
Frei erfunden
Das freie Erfinden von Geschichten, Gedichten und Textwerken ist in gewisser Weise die Königsdisziplin des Kreativen Schreibens. Einige Vorschläge, wie Sie zu Ideen finden, werden hier vorgestellt.
Cluster
Das Cluster habe ich bereits unter “Geschichten aus dem Leben” vorgestellt. Es ist auch beim Erfinden von Geschichten sehr nützlich, weil es spontan Ideen entstehen und neue Zusammenhänge sprudeln lässt.
Sie können es machen, wie oben beschrieben und alle Wörter in Ihre Geschichte einbeziehen. In meinen Workshops lasse ich häufig eine andere Schreiberin sich sieben Wörter aussuchen, die dann zu einer Geschichte verflochten wird. Natürlich können Sie auch sieben Wörter selbst aussuchen, aber dies birgt die Gefahr, dass sie “rational” nach Zusammenhängen bereits suchen. Die widersprüchlichen Begriffe sind es aber, die AutorInnen herausfordern und erstklassige Texte produzieren.
Nein-Dialoge
“Nein-Dialoge” nehmen den Faden auf, den ich eben beschrieben habe: Widersprüche schaffen besonders gute Texte. Ich habe diese Schreibidee auch schon als “Ja-Dialoge” ausprobiert – mit dem Ergebnis, viel Einheitlichkeit und damit Langeweile produziert zu haben.
Für “Nein-Dialoge” schreibe ich zunächst in größeren Abständen “Nein” untereinander auf mein Papier. Danach überlege ich mir, wer sich miteinander unterhalten könnte und setze Protagonisten vor die “Neins” – das können zum Beispiel ein Paar sein oder drei Freundinnen.
Anschließend fühle ich die “Neins” mit Inhalten – setze also Sätze hinzu, in denen “Nein” vorkommt. Die Sprechenden beziehen sich natürlich aufeinander.
Am Ende setze ich noch kleine Regieanweisungen hinzu (stottert Anna, Ben zieht seine Jacke aus) und fertig ist der Dialog.
Gedichte reimen
Immer wenn es um Gedichte in der Schreibwerkstatt geht, ist die erste Frage: Muss es sich reimen. Beim Reimen scheiden sich die Geister. Die einen sind Meister darin und ihnen gilt oft meine ganze Bewunderung, weil mir das Reimen nicht so liegt. Die anderen teilen meine Auffassung und bekommen regelmäßig einen Schreck, wenn es ums Reimen geht. Aber ich habe festgestellt, dass eine Methode allen Spaß macht und die tollsten Gedichte hervorbringt.
Hierzu notieren Sie jeweils das letzte Wort der Zeilen eines Gedichts an das Ende Ihres Blattes und füllen die Zeilen davor mit eigenen Worten. Was Sie dabei jedoch nicht machen sollten, ist das Gedicht vorher zu lesen und sich daran zu orientieren. Sie werden überrascht über die tollen und vor allem – in einer Schreibgruppe – den unterschiedlichen Ergebnissen sein.
Zusammen und nicht allein
AutorInnen der Schreibwerkstatt berichten immer wieder, dass das Schreiben in einer Gruppe etwas anderes ist, als zuhause am Schreibtisch. Eine Literaturwissenschaftlerin hat es mal als “schreibende Geselligkeit” bezeichnet und ich finde, dieser Begriff trifft es sehr gut. Man schreibt, tauscht sich aus, lernt sich kennen. Und dabei erfährt man zugleich, was die eigenen Stärken beim Schreiben sind, wie andere schreiben und was die Einmaligkeit des eigenen Schreibstils ausmacht.
Bei Workshops mit Kindern habe ich die Erfahrung gemacht, dass es ihnen (wie auch so manchem Erwachsenen) leichter fällt zu schreiben, wenn sie sehen, was die anderen so machen und welche Ideen sie entwickeln.
Kreistexte
Kreistexte lockern in einer Schreibgruppe die Stimmung und das Handgelenk und schaffen Gemeinsamkeit. Jeder muss genau lesen, was der Vorgänger geschrieben hat, sich auf gemeinsame Texte einlassen und erfährt, wie viele Ideen und Lösungen er immer wieder findet – diese Erfahrung steigert das Gefühl, schreiben zu können.
Für einen Kreistext gebe ich meist einen “ersten Satz” aus einer bekannten Geschichte vor: zum Beispiel “Ilsebill salzte nach” (aus: der Butt von Günter Grass). Die Autoren setzen diesen ersten Satz fort, indem sie anfangen, eine Geschichte zu spinnen. Zwischen drei und sieben Sätze dürfen geschrieben werden. Die Geschichte ist aber noch lange nicht vollendet. Nun geht sie an den Nachbarn am “Schreib”-Tisch und wird von diesem fortgesetzt.
Whodunnit
Woher der Begriff wohl kommt? Diese Form des Kreistextes orientiert sich an der Frage: Who has done it? (Wer war es?). Wie bei den Kreistexten schreibt jeder Teilnehmer drei bis sieben Sätze und gibt den Text danach an seinen Nachbarn weiter. Gemeinsam wird ein Krimi nach folgendem Schema geschrieben:
- Schildere den Mord/die Tat/den Schauplatz
- Wer ermittelt und warum?
- Der Kreis der verdächtigen wird vorgestellt. Jeder hat ein potentielles Motiv
- Was finden die Ermittler heraus?
- Die Auflösung
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