Wer will denn überhaupt lesen, was ich erlebt habe? Für viele Menschen, die mit dem Wunsch eine Autobiografie zu schreiben, in meine Schreibwerkstatt kommen, steht diese Frage ganz am Anfang. Zu Recht – wie ich finde. Schließlich möchte jeder, der den langen Weg, seine Erinnerungen zu Papier zu bringen, beschreitet – bei dem viel Arbeit in Erinnern, Notieren und Darstellen fließen – am Ende auch gelesen werden.
Was mich an dieser Frage allerdings häufig wurmt, ist nicht die Frage an für sich. Sondern die Person, die sie stellt. Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen… aber es sind häufiger Frauen als Männer und es sind immer Menschen, die etwas Interessantes zu erzählen wissen. Das liegt zum einen – ganz banal – daran, dass jede Lebensgeschichte anders ist und den Leser einlädt, Lösungswege zu verstehen sowie neuen Aspekten und spannenden Entwicklungen zu folgen, die ihm auf diese Weise noch nicht begegnet sind. Das liegt aber auch daran, dass gerade Menschen, die nicht ständig im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Geschehens agierten, denken, ihre Geschichte wäre gar nicht soooo interessant… dabei liegt in ihren scheinbar unspektakulären Geschichten viel Wahrheit und mehr Dramaturgie als in mancher bereits allen bekannten Story.
Ich möchte Sie einladen, den Stift in die Hand zu nehmen, und loszulegen. Weil es zufrieden macht. Weil es Erkenntnisse bringt. Weil Erfahrungen und Erinnerungen vor unserem inneren Auge Revue passieren und durch das Schreiben an Kraft und Klarheit gewinnen.
Die erste Frau, die in meiner Schreibwerkstatt vor mehr als zwölf Jahren Ihre Autobiografie fertig stellte, sagte am Ende: Es hat mich selbstbewusst gemacht! Und ich würde hinzufügen: Es hat auch vielen Lesern – insbesondere denjenigen, die mit ihr ein Leben lang verbunden waren – sehr viel Freude bereitet.
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