Copyright: Retrosupply on Unsplash

Ich sitze an meinem Schreibtisch und überlege, wie ich mit diesem Blog beginnen könnte. Es kribbelt in meinen Beinen – und ich bin kurz davor aufzustehen. Sollte ich nicht erst noch schnell mein Zimmer staubsaugen, meine Freundin endlich anrufen und einkaufen gehen bevor der Laden schließt?

Um es gleich vorweg zu nehmen: Es ist jetzt kurz vor fünf, unser Supermarkt hat bis zehn Uhr geöffnet, mein Zimmer wurde schon lange nicht mehr staubgesaugt und meine Freundin wartet auch nicht am anderen Ende der Leitung. 

Immer wenn ich mit dem Schreiben starten will – und egal ob es Texte betrifft, die ich gerne schreibe oder Texte, die ich schreiben muss – mir fallen zeitgleich tausend Sachen ein, die ich noch erledigen sollte. Dies war schon immer so und es hat auch nie aufgehört, so zu sein. Für mich ist dies der Preis für das Autorinnendasein.

Es gibt jedoch gewisse Strategien, die ich im Laufe der Jahre für mich entwickelt habe. Dazu gehört, ein Blatt zu nehmen und einfach irgendwo mit dem Texten zu beginnen. Irgendwas fällt mir garantiert ein. Und wenn es ein: „Was für ein Blödsinn, dass ich jetzt über dies und das schreiben soll…“ ist. Es folgt das Warum? Wieso? Was ist los…? Und die Gedanken im Kopf kommen in Gang.

Für eines der ursächlichen Probleme der „Angst vor dem weißen Blatt“ halte ich das „Denkenmüssen“ – meist bin ich nämlich zu träge dazu – gepaart mit dem Gefühl, dass ich meine Gedanken gar nicht jedem unbedingt preisgeben möchte. Doch die Erfahrung hat mir gezeigt: Auf dem Papier sortieren sich meine Gedanken; sie sind nicht mehr so wirr, wie sie mir zunächst erschienen und ich bin dann stolz, wenn ich meine Gedanken durchdacht, gespickt mit treffenden Worten und originellen Ideen auf meinem Papier wiederfinde.

Übrigens: Auf der Basis dieser Erkenntnis arbeite ich auch in meiner Schreibwerkstatt. Wir schreiben meist nach Zeit; zum Beispiel haben die Autoren zwanzig Minuten Zeit, um einen Text zu formulieren. „Thema verfehlt“ gibt es nicht. Einfach beginnen. Es überrascht mich immer wieder, wie – durch den leichten Druck – so grandiose Texte entstehen. 

Zuhause können Sie sich feste Zeiten oder Rituale fürs Schreiben setzen; Zeiten, in denen Sie schreiben „müssen“. Probieren Sie es aus! Sie werden staunen, was in Ihrem Kopf steckt!